Die Wasserdichtigkeit
Was bedeutet wasserdicht?
Die Wasserdichtigkeit verhindert jegliches Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit in das Gehäuse einer Uhr.
Meine Uhren haben keinen Kontakt mit Wasser. Brauche ich trotzdem eine Wasserdichtigkeit?
Ja, eine Wasserdichtigkeit ist auch sinnvoll, selbst wenn die Uhr nicht direkt mit Wasser in Kontakt kommt. Im täglichen Gebrauch besteht das Risiko, dass Feuchtigkeit durch Körperschweiß und Temperaturschwankungen dennoch in das Uhrengehäuse eindringen kann. Ein beschlagenes Glas ist beispielsweise eine mögliche Folge.
Auch halten die Schmierstoffe in einer Uhr deutlich länger, wenn das Gehäuse druckdicht ist, weil sie dadurch keinen Kontakt mit Frischluft haben. Vorteil: Der Serviceintervall verlängert sich.
Dennoch ist es nicht immer möglich, die Wasserdichtigkeit bei jeder Uhr wiederherzustellen. Dies trifft besonders auf Vintageuhren zu. Manche Gehäuse sind nicht für eine Wasserdichtigkeit ausgelegt, oder es ist aus Kostengründen einfach nicht gewünscht, da der Austausch der Dichtungen (Krone, Drücker, Glas) manchmal mit höherem Aufwand verbunden ist oder sogar gar nicht möglich ist.
Wenn es nicht möglich ist, das Gehäuse wieder druckdicht zu bekommen und ein gewisses Risiko besteht, dass Feuchtigkeit eindringen kann, können Sie Ihre Armbanduhr trotzdem tragen. Viele nicht wasserdichte Uhren besitzen dennoch Dichtungen, um diesem Risiko entgegenzuwirken. Sind diese beschädigt, sollten sie ausgetauscht werden, zumindest die gut zugänglichen Dichtungen wie die Rückbodendichtung.
Bei modernen Armbanduhren wird die Wasserdichtigkeit immer wiederhergestellt. Bei Vintageuhren (älter als 30 Jahre) geschieht dies nur auf Wunsch.
Wann ist eine Uhr wasserdicht?
Uhren mit einer Kennzeichnung von 3 bar, 3 ATM oder 30m sind als wasserdicht für den alltäglichen Gebrauch zu bezeichnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie zum Waschen, Duschen, Baden, Schwimmen oder Tauchen geeignet sind.
Warum?
Die Druck- und Meterangabe spiegeln keine realen Bedingungen wider. Diese Kennzeichnungen bedeuten für welchen Prüfdruck das Uhrengehäuse maximal ausgelegt ist. Eine höhere Druckangabe dient lediglich der erhöhten Sicherheit gegen das Eindringen von Wasser.
Eine Uhr, die beispielsweise mit 3 bar / 30 Meter gekennzeichnet ist, kann theoretisch in einer Wassersäule von 30 Metern (= statischer Druck von 3 bar) das Eindringen von Wasser ins Uhrengehäuse verhindern. Jedoch sind die Dichtelemente und die Bauweise des Gehäuses nicht darauf ausgelegt, um im alltäglichen Gebrauch damit tieftauchen oder schwimmen zu können, da noch andere Kräfte wie mechanische Beanspruchung und Druckspitzen auf die Uhr einwirken.
Für welche Tätigkeiten kann ich meine Uhr verwenden?
Bei einer Druckangabe auf der Uhr oder im Datenblatt mit:
Die Eignung für die oben aufgeführten Situationen setzt eine bestandene Wasserdichtigkeitsprüfung voraus.
Info: Nach einer bestandenen Wasserdichtigkeitsprüfung ist die Uhr zum Zeitpunkt der Prüfung gemäß der im Datenblatt oder auf der Uhr angegebene Druckangabe des Herstellers wasserdicht. Dies gilt auch bei einem Prüfdruck, der eventuell niedriger ist als die angegebene Druckangabe für die Uhr. Für eine aussagekräftige Beurteilung über die Wasserdichtigkeit ist die Höhe des Prüfdrucks während der Wasserdichtigkeitsprüfung nicht zwingend entscheidend.
Beispiel: Die Uhr wird mit 10 bar geprüft und ist auf 20 bar ausgelegt. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Uhrengehäuse bei bestandener 10 bar Prüfung auch bei 20 bar dicht hält.
Warum gibt es keine Garantie auf Wasserdichtigkeit?
Eine Uhr ist zum Zeitpunkt einer bestandenen Prüfung wasserdicht bzw. druckdicht. Man kann davon ausgehen, dass die Uhr auch weiterhin dicht hält. Allerdings kann dies nicht Garantiert werden, weil die Wasserdichtigkeit keine bleibende Eigenschaft ist. Die Uhr wird nämlich im Gebrauch zusätzlich beansprucht. Es wirken weitere Belastungen auf die diese ein, die die Dichtigkeit gefährden können. Kleine Stöße, sei es auch nur unbewusst, können dichtende Elemente beschädigen. Kronen und Drücker können sich verbiegen. Das Glas kann beschädigt werden. Eine minimale Beschädigung reicht aus, um die Wasserdichtigkeit zu beeinträchtigen.
Außerdem verlieren Dichtungen mit der Zeit ihre dichtenden Eigenschaften durch Alterung, Temperaturschwankungen und Einwirkungen von anderen Flüssigkeiten bzw. Chemikalien, die die Dichtungen angreifen können. Dazu gehören Schweiß, Creme, Parfüm, Seife und Ähnliches. Nach dem Kontakt mit Salzwasser sollten Sie Ihre Uhr mit Süßwasser abspülen.
Hinweis:
Auch eine technisch wasserdichte Uhr ist trotzdem nicht immer dicht. Es hängt auch davon ab, wie lange die Uhr dem Wasser ausgesetzt ist. Deshalb wird in normgerechten Wasserdichtigkeitsprüfungen ein Grenzwert für den Dichtigkeitswert (Leckrate) innerhalb einer bestimmten Zeitvorgabe angegeben.
Bei Wasserschäden wird keine Gewährleistung übernommen.
So können auch selbst zur Wasserdichtigkeit beitragen
Kontrollieren Sie Ihre Uhr regelmäßig auf Beschädigungen wie eine verbogene Krone, Drücker oder Schäden am Glas. Lassen Sie Ihre Uhr, insbesondere vor bevorstehenden Aktivitäten, auf Dichtigkeit prüfen. Außerdem sollten Dichtungen spätestens beim nächsten Service gereinigt und neu eingefettet werden. Defekte Dichtungen werden dabei ersetzt.
Welche Prüfmethoden gibt?
Die Wasserdichtigkeit für Armbanduhren wird durch die Normen DIN-8310 und ISO-22810 (international) geregelt. Beide Normen sind miteinander vergleichbar und legen einheitliche Anforderungen an das Uhrengehäuse sowie normgerechte Prüfmethoden für die Wasserdichtigkeit fest. Dies ist besonders für Hersteller im Labor wichtig. Beide gelten für Uhren, die im täglichen Gebrauch verwendet werden.
Es gibt insgesamt 4 verschiedene Prüfmethoden.
Methode 1: Massedurchfluss-Messung mit Luftüberdruck (normgerecht)
Das Armbanduhrengehäuse wird in einer Luftkammer mit 2 bar Überdruck ausgesetzt und 1 Minute gehalten. Mittels spezieller Geräte wird gemessen, wie viel µg Luft in das Gehäuse in dieser Zeit hineinströmt. Wird der Grenzwert von 50 µg/min nicht überschritten, ist die Uhr als Wasserdicht zu bezeichnen. Bei einem höherem Prüfdruck ist ebenso der Grenzwert von 50 µg/min heranzuziehen.
Methode 2: Prüfung der Dichtigkeit mittels Wasserüberdruck (normgerecht)
Im Grunde funktioniert die Prüfmethode ähnlich wie die erste, nur dass hier Wasser, statt Luft als Medium verwendet wird. Das Armbanduhrengehäuse wird in ein mit Wasser gefülltes Gefäß getaucht und einem Überdruck mit 2 bar ausgesetzt, der für 5 Minuten gehalten wird. Danach wird der Überdruck innerhalb von 1 Minute auf Umgebungsdruck reduziert. Anschließend wird ein Kondenswassertest durchgeführt.
Die zu prüfende Uhr wird auf eine Heizplatte mit einer Temperatur von 40 bis 45 °C gelegt und dort so lange belassen, bis sie die Temperatur der Heizplatte erreicht hat, was im Allgemeinen nach 30 Minuten der Fall ist. Danach wird ein 1 cm großes, mit Wasser von 18 bis 25 °C angefeuchtetes Filzstück oder ein Tuch auf das Glas der zu prüfenden Uhr gelegt. Nach etwa 1 Minute wird diese Auflage schnell entfernt und das Glas mit einem trockenen Tuch abgerieben. Wenn sich Kondenswasser auf der inneren Glasfläche bildet, ist Wasser in die Uhr eingedrungen.
Die Tests von Methode 1 und 2 können und werden auch mit höheren Drücken ausgeführt, abhängig davon, für wie viel das Uhrengehäuse ausgelegt ist.
Methode 3: Prüfung der Dichtigkeit bei eintauchen in Wasser (normgerecht)
Die zu prüfende Uhr wird in Wasser in einer Tiefe von 10 cm getaucht und dort 1 Stunde lang gehalten. Anschließend wird erneut der oben beschriebene Kondenswassertest durchgeführt.
Methode 4: Prüfung der Dichtheit mittels Deformationsverfahren (nicht normgerecht)
Die wohl gängigste Methode im Service die Wasserdichtigkeit zu überprüfen ist das Deformationsverfahren. Die Uhr kommt in eine Kammer, wird einem Luftüberdruck ausgesetzt und dadurch zusammen gedrückt. Währenddessen wird die Verformung vom Glas bzw. Gehäuse gemessen. Bleibt die Verformung bestehen, ist die Uhr dicht. Bei einem kleinen Leck gleicht sich der Umgebungsdruck in der Kammer mit dem im Uhrengehäuse wieder aus und das Gehäuse verformt sich wieder zurück. Bei einem großen Leck kommt es erst gar nicht zu einer Verformung.
Parallel dazu wird bei dieser Prüfmethode vor dem Überdrucktest auch ein Vakuumtest durchgeführt. Dies ist ebenso ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Wasserdichtigkeitsprüfung, da dieser Test Lecks bei geringem Druck detektiert, was in Alltagssituationen oft vorkommt. Anhand dieser Prüfung können Fehler erkannt werden, die möglicherweise bei einem Überdrucktest nicht feststellbar wären.
Das Deformationsverfahren ist zwar nicht normgerecht nach DIN oder ISO, aber dennoch hinreichend aussagekräftig für einen Wasserdichtigkeitstest. Je genauer das Gerät arbeitet, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis. Das unten aufgeführte Gerät von Witschi bildet allerdings eine Ausnahme, weil es auch mit dem Deformationsverfahren normgerechte Prüfungen ermöglicht.
Dieses manuelle Gerät arbeitet mit einer Auflösung von 1 Mikrometer, also 0,001 Millimetern nach dem Deformationsverfahren.
Digitale und deutlich teurere Geräte wie beispielsweise der Witschi Proofmaster sind in der Lage, Verformungen im Bereich von 10 Nanometern, also 0,000010 mm, zu messen. Außerdem hat es die Besonderheit mit einem speziellen Messalgorithmus anhand der Deformationsrate in Verbindung mit dem freien Luftvolumen in der Uhr auch den Dichtigkeitswert in µg/min zu berechnen. Das Gerät ist nach Normvorgaben konfiguriert und gibt das Prüfergebnis dementsprechend als Dichtigkeitswert in µg/min aus und nicht mehr als Prozentwert oder Längeneinheit. Bei einem bestanden Prüfschritt ab 2 bar Luftüberdruck beträgt der Dichtigkeitswert unter 50µg/min Limit nach ISO-22810, wie in Methode 1 beschrieben.
Das freie Luftvolumen für die Berechnung des Dichtigkeitswerts ist je nach Glasgröße fest voreingestellt. Ist das genaue freie Luftvolumen in der Uhr anhand der Konstruktionspläne bekannt, gilt die Prüfung auch als "streng" normgerecht nach ISO-22810 für Labormessungen. Für Tests im normalen Service ist dies allerdings nicht erforderlich, weil das Gerät auch mit festem Wert mehr als nur ausreichend eine sehr zuverlässige Aussage über die Wasserdichtigkeit trifft.
Begriffserklärung des Prüfprotokolls für den Wasserdichtigkeitstest
Kevin Gries
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